Test JVC / Panasonic

Ich war letzte Woche endlich einmal zu einer Zeit mit wenig Publikumsverkehr in Jupiters-Medienparadies und habe einen „Freundlichen“ gefunden, der mir den blöden Sicherheits-Dongle an der Panasonic SDR-S100 entfernt hat, damit ich damit einmal ein paar Testaufnahmen machen kann. Dummer Weise ist nämlich der Schacht für die SD-Karte unten am Gehäuse, und somit bei der Ausstellungsware durch die „Nimm-mich-mit-und -ich-Pieps-Dir-die-Hucke-voll“-Sirene blockiert. Da hilft also nichts, als jemanden zu fragen, der Zeit und Lust und einen Schlüssel hat.

Bei der JVC Everio GZ-MC500 liegt der entsprechende Speicherschacht günstiger, so dass man sich nach kurzer Rücksprache mit dem Personal selbst helfen kann. Entsprechende Bilder lagen also schon vor.

Um es kurz zu machen, das Ergebnis hat mich enttäuscht. Doch der Reihe nach.

Zunächst will ich mal meine Erwartungshaltung skizzieren. Ich brauche eine Kamera, die Handtaschen tauglich ist, und mir problemlos und unkompliziert als Video-/Foto- und idealer weise Audionotizbuch zur Seite steht. Sie soll alles auf eine Weise beherrschen, das ich das Ergebnis nutzen kann, ohne dass ich den Anspruch habe, dass das Ergebnis „perfekt“ ist. Wenn ich weiß, dass ich „perfekte“ Bilder brauche, nehme ich die digitale Spiegelreflexkamera, wenn ich weiß, dass ich hochwertige Videoaufnahmen benötige, dann kommt organisiere ich mir eine leistungsfähige DV-Kamera. Die getesteten Exemplare sollten meine tag-tägliche, inzwischen weit gereiste Sony PC100 ablösen, möglichst ein ebenso gutes Videobild liefern, aber beim Foto noch nach Möglichkeit etwas draufsatteln.

Die Aufnahmen entstanden beide zu unterschiedlichen Zeiten im selben Laden in der gefürchteten Kunstlicht-Leuchtstoff-Umgebung, die für optische Sensoren nicht gerade ideal ist. Doch schließlich hatten beide Testgeräte mit diesem Manko gemeinsam zu kämpfen.

Bearbeiten ließen sich die Video-Clips beider Kameras nach dem Umbenennen in .mpg problemlos mit Pinnacle Studio 9.4.3. Gefühlsmäßig ist der MPEG-Schnitt aber zäher als der DV-Schnitt. Trotz der größeren Datenmengen bei DV-AVIs ist der Hauptvorteil von MPEG2 in meinen Augen auf den schnelleren Datentransfer zum PC beschränkt. – Und der Tatsache, dass eben nicht alles zum PC muss, was sich bereits beim Dreh als Schrott erweist.

Auf meinen Kassetten jedenfalls tummeln sich nach einem „Drehtag“ etliche Minuten an optischem Schrott, Leuten, die mir ins Bild laufen, mein eigener Tatterich, der mir eine schöne Einstellung versaut, der schiefe Horizont beim Schwenk, Komparsen, die nicht so mitspielen wie sie sollen… – All das kann beim Drehen auf Flash-Speicher anschließend gleich gelöscht werden und muss nicht später erneut zeitaufwändig gesichtet werden. – Schön wäre es natürlich, wenn man das Speichern auf nichtlineare Datenträger (Flash oder Festplatte) mit einem für den Schnitt geeigneteren Codec wie DV kombinieren würde. Auf eine 4 Giga Flash oder Microdrive würden dann gut 15 Minuten passen. Danach käme das Teil im Image-(pardon Video!)-Tank auf die Festplatte und der Speicher wäre wieder frei. Alternativ könnte der Tank gleich per FireWire die Daten direkt aufnehmen. Dann wären bei den heute möglichen 150-Gigabyte-Notebook-Festplatten gut 11 Stunden Video in bester Qualität drin! Es müsste halt nur einen Markt für so etwas geben.

Zurück zum Thema: Bearbeitung geht also mit Standardwerkzeugen, die Qualität reicht für die meisten „Berichterstattungs-“ und Alltags- oder Urlaubsbedürfnisse aus. Für die „Once-in-a-life-time“-Tour durch das australische Outback würde ich schon wegen der schwierigen Lichtverhältnisse eine Kamera mit größerem Sensor vorziehen. Aber die Drei-Chip-Konstruktionen beider Kameras schlagen sich wacker!

Zum Videoteil nur soviel: Die Qualität ist am Fernseher augenscheinlich nicht merklich schlechter als das DV-Material der PC100. Auffällig ist jedoch das Fehlen von Störgeräuschen, da eben durch die Aufnahme auf Flash-Datenträger der Kassettenmotors fehlt. Übrigens habe ich die Aufnahmen mit der JVC ebenso auf Compact Flash wie SD vorgenommen – die JVC unterstützt beide Formate. Selbst auf meine betagte 128 MByte Compact Flash konnte ich immerhin die kurzen Test-Clips ohne Aussetzer aufnehmen. Offensichtlich hat die Kamera einen ausreichend dimensionierten Cache-Speicher eingebaut.

Schade ist, dass die JVC keinen Bildstabilisator mitbringt. Der optische „Antiwackler“ der Panasonic ist wirkungsvoll und arbeitet auf eine angenehme Art.

Dafür gefällt mir das Gehäusedesin der JVC sehr gut. Sie liegt gut in der Hand, und wühlt sich „wertig“ an. Die Panasonic hingegen sieht edler aus, als sie haptisch zu halten vermag. Aber das ist sicherlich Geschmackssache.

Beispiel-Videos gibt es nicht, denn zum Einen habe ich noch nicht raus, wie ich die in WordPress einbinden kann, zum anderen bestehen rechtliche Bedenken, schließlich ist so ein Geschäft „halb öffentlicher Raum“ und Gerichte mögen im Zweifelsfall sehr unorthodox entscheiden.

Damit kommen wir zu den Bildern: Beide Kameras versprechen Pixelzahlen, die mit DigiCams der vorletzten Generation gleichziehen. Gut genug also für das Foto zwischendurch, als Ersatz für die Point-and-Shoot-Knipse? Hmmm!?

Zunächst zum Verfahren: ich habe die JPEG-Bilder so genommen, wie sie die Automatik geliefert hat, in Photoshop einen 320*240-Ausschnitt gewählt, der nach Möglichkeit Kontraste und etwas metallischen Glanz enthalten sollte und das Ganze dann mit Qualität 100 wieder gespeichert. Thematisch ist das unspektakulär, vom Aufnahmestandpunkt einer „Testkamera“ aus gibt es nicht viele rechtsfreie Motive zu wählen. So sind es halt Details anderer Kameras neben dem Testobjekt, die auftauchen…

Zuerst die JVC

Testbild JVC Everio GZ-MC500

Testbild JVC Everio GZ-MC500

Testbild JVC Everio GZ-MC500

Testbild JVC Everio GZ-MC500

Und dann die Panasonic

Testbild Panasonic SDR-S100

Testbild Panasonic SDR-S100

Testbild Panasonic SDR-S100

Testbild Panasonic SDR-S100

Also, um es kurz zu machen: Bei der JVC hatte ich bei vielen Bildern Probleme, den exakten Fokus zu finden. Dann aber war das Ergebnis besser als das, was ich von der PC100 erwarten kann. Dennoch reicht es subjektiv nicht am meine alte 2 MegaPixel-Point-and-Shoot heran.

Bei der Panasonic weiß ich nicht so recht, was ich davon halten soll?! Habe ich ein Montagsmodell erwischt? War die Testumgebung zu schwierig? Sind Farbsäume jetzt hipp? Digital Lomo, sozusagen?! Hier würde ich mich über die Resonanz von anderen freuen!

Und weil alles in unserer Welt ein Fazit braucht: Mich fasziniert die Perspektive künftig auf Kassetten verzichten zu können. Die Kameras werden leichter, leiser und unempfindlicher. Nach meiner kurzen Inaugenscheinnahme bleibt künftig in meiner Tasche aber noch die altgediente Sony PC100. Das ist weder Markenfixierung noch fundamentale Kaufzurückhaltung, sondern lediglich mangelnde, mein Bedürfnis unbefriedigende Innovationstiefe.

Obwohl, schön schaun sie beide aus…

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